Joseph William „Joe“ Frazier (* 12. Januar 1944 in Beaufort, South Carolina) ist ein US-amerikanischer Boxer. Er ist ehemaliger Weltmeister im Schwergewicht. Sein Kampfname lautete Smokin‘ Joe (Volldampf-Joe). Frazier war der erste Boxer, der als Amateur die olympische Goldmedaille und anschließend als Profi den Titel im Schwergewicht gewann. Seine drei Kämpfe gegen Muhammad Ali gehören zu den absoluten Klassikern unter den Schwergewichtskämpfen. 1990 fand Frazier Aufnahme in die International Boxing Hall of Fame.
Amateur:
Unter elf Geschwistern wuchs Frazier in einer ländlichen Gegend in South Carolina auf. Als er 15 Jahre alt war, zog die Familie nach New York, wenig später nach Philadelphia. Dort begann seine Boxkarriere. Entdeckt wurde Frazier von den Trainerlegenden Yancey „Yank“ Durham und Willie Reddish. Während mehrjähriger Berufstätigkeit in einem Schlachthof soll Frazier dort, nach eigenen Angaben, häufig auf Rinderhälften eingeschlagen haben. Dies wurde von Sylvester Stallone in seinen Boxer-Film „Rocky“ eingebaut, der von einem Underdog aus Philadelphia handelt, der einen Titelkampf im Schwergewicht erlangt. Joe Frazier hatte einen Gastauftritt in diesem Film.
Die Amateur-Karriere Fraziers verlief überaus erfolgreich. An Niederlagen führt er selbst in seinen autobiographischen Äußerungen nur die beiden gegen Buster Mathis senior an, einen großgewachsenen und stets übergewichtigen, trotzdem aber sehr beweglichen und technisch starken Boxer. Nach anderen Statistiken erlitt er in seiner Amateurzeit jedoch wenigsten zwei weitere Niederlagen (gegen Tony Doyle (1963) und gegen Gerard O’Neill (1964)). Seine Siege erzielte Frazier fast durchweg durch K.O., er erreichte eine im Amateur-Boxen außergewöhnlich gute K.O.-Rate.
Nachdem Frazier das Finale der US-amerikanischen Ausscheidungskämpfe zur Teilnahme an den Olympischen Sommerspiele 1964 gegen Mathis verloren hatte, dieser sich jedoch an der Hand verletzt hatte, nahm Frazier an seiner Statt an den Olympischen Spielen 1964 in Tokio teil. Dort gewann der damals 20-Jährige die Goldmedaille gegen den Deutschen Hans Huber, der als erster Kontrahent mit Frazier über die Runden gehen konnte. Frazier ging allerdings gehandicapt in den Finalkampf, er hatte sich beim Halbfinalkampf gegen den Russen Vadim Yemelganoz die linke Schlaghand angebrochen.
Profi:
Nach dem Gewinn der Goldmedaille fand Trainer Yank Durham eine Reihe lokaler Sponsoren für Frazier, sodass dieser ab 1964 Vollprofi wurde. Am 16. August 1965 gewann er seinen ersten Kampf gegen Woody Goss durch Technischen KO (TKO) in der ersten Runde. Auch seine nächsten 18 Kämpfe gewann er, davon 16 durch KO. Herausragend war dabei seine Kondition, wenn er ins Rollen kam, gab es kaum noch Gegner, die mithalten konnten. Sein linker Haken wurde zu seiner besten und berühmtesten Waffe. 1966 wurde Eddie Futch aus Los Angeles Fraziers neuer Trainer. Futch betreute später mit Ken Norton und Riddick Bowe weitere Schwergewichtsweltmeister. Yank Durham blieb bis zu seinem Tod 1973 Fraziers Manager.
Im Kampf gegen den argentinischen Schwergewichtler Óscar Bonavena musste Frazier zweimal zu Boden, besiegte ihn jedoch später klar nach Punkten. Hier offenbarten sich zwei Probleme seiner Kampfweise. Zum einen war er ein Spätstarter, er brauchte meist mehrere Runden, um seine volle Kampfkraft zu erreichen – beide Niederschläge durch Bonavena geschahen in der zweiten Runde. Zum anderen zeigte sich, daß sein offener Kampfstil ihn für gute, harte Puncher empfindlich machte.
Am 4. März 1968 gewann Joe Frazier im New Yorker Madison Square Garden den vakanten Meistertitel der New York State Athletic Commission (aus dem der WBC-Verband hervorging) gegen Buster Mathis senior durch TKO in der 11. Runde. Damit hatte er den Makel aus gemeinsamen Amateurzeiten egalisiert.
Den errungenen Titel verteidigte Frazier bis 1969 vier Mal. Die WM-Titel waren zu jener Zeit geteilt, nachdem Weltmeister Muhammad Ali wegen Kriegsdienstverweigerung vom Titel suspendiert und gesperrt war. Die konkurrierende WBA veranstaltete ein Turnier der vermeintlichen Topleute, an dem Frazier jedoch nicht teilnehmen wollte. Der frühere Mittelgewichtler Jimmy Ellis, der auch Sparringspartner von Muhammed Ali gewesen war, gewann dieses Turnier durch einen ‚Finalsieg‘ gegen Jerry Quarry. Am 16. Februar 1970 kam es zur Titelvereinigung, indem Frazier in einem Vereinigunskampf gegen Ellis, der nach zwei Niederschlägen in Runde 4 nicht mehr zur 5. Runde antrat, triumphierte. Er war nun Weltmeister der Verbände World Boxing Association und World Boxing Council. Unumstritten wurde er jedoch erst durch den nachfolgenden Kampf.
Am 8. März 1971 kam es zum ersten Aufeinandertreffen mit Muhammad Ali. Der Kampf wurde vom Boxpublikum erwartet wie kaum ein anderer Schwergewichtstitelkampf zuvor und erreichte einen außergewöhnlich hohen Grad an öffentlicher Aufmerksamkeit und Publicity. Beide Fighter kassierten die damals sehr hohe Summe von 2,5 Mio $ pro Mann. Frazier brachte Ali während der zweiten Kampfhälfte, insbesondere in der 11. Runde in K.O.-Gefahr und schlug ihn in der letzten Runde mit einem linken Haken zu Boden. Er gewann einstimmig nach Punkten und fügte Ali damit die erste Niederlage in dessen Profikarriere zu. Dieser Kampf wurde von der Fachzeitschrift Ring Magazine zum Kampf des Jahres gewählt und wird heute noch als „Kampf des Jahrhunderts“ tituliert. Er gilt, wie das dritte Duell der beiden Kontrahenten, als absoluter Klassiker unter den Schwergewichtstitelkämpfen.
Am 22. Januar 1973 verlor Frazier den WM-Titel gegen George Foreman, den Olympiasieger von 1968 und damit Nachfolger von Frazier, durch TKO in der 2. Runde nach insgesamt sechs Niederschlägen. Frazier, der als Favorit in den Ring gegangen war, hatte seinen Gegner offensichtlich unterschätzt, wirkte nicht austrainiert und ließ sich vom außergewöhnlich hart schlagenden Foreman früh erwischen und zum Opfer degradieren.
Am 28. Januar 1974 trat Frazier in einem WM-Ausscheidungskampf zum zweiten Mal gegen Ali an und verlor diesen 12-Runden Kampf einstimmig nach Punkten. Der Kampf wurde – im Vergleich zum ersten und dritten Duell der beiden Kontrahenten – als weniger spektakulär angesehen.
Bereits nach der Niederlage gegen Foreman hatte Frazier nicht mehr wie der alte, scheinbar unzerstörbare ’schwarze Tank‘ gewirkt. Er versuchte nun mit (erfolgreich absolvierten) Kämpfen gegen den Box-Techniker Jimmy Ellis und gegen den Boxer-Puncher Jerry Quarry einen weiteren Titelkampf zu erreichen. Beide Gegner hatte er zuvor schon einmal besiegen können.
Legendär wurde schließlich der dritte Kampf zwischen Frazier und Ali am 1. Oktober 1975, bei dem es wieder um die Weltmeisterschaft ging, die Ali sensationell gegen den Frazier-Bezwinger George Foreman zurückgewonnen hatte. Ali gewann den so genannten Thrilla in Manila durch TKO nach der 14. Runde, weil Frazier mit einem geschwollenen Auge aus dem Ring genommen wurde, mutmaßlich gegen seinen Willen. Beide Boxer waren in diesem spektakulären, aber auch überaus harten, unerbittlichen und brutalen Kampf bis an die äußerste Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gegangen und waren am Ende nahezu kampfunfähig. Auch der Sieger Ali brach nach Verkündung des Urteils noch im Ring zusammen.
Nachdem Frazier am 15. Juni 1976 beim Versuch eines Revanchekampfes gegen George Foreman scheiterte und in Runde 5 eine erneute K.O.-Niederlage bezog, in dem Kampf ging es um die Nord-Amerikanische Schwergewichts-Meisterschaft, beendete Frazier einstweilen seine Karriere und arbeitete in Philadelphia als Boxtrainer. Während dieser Zeit absolvierte er den oben erwähnten Gastauftritt im Film Rocky.
1981 versuchte er ein Comeback. Da es gegen Floyd Cummings nur zu einem Unentschieden reichte, trat er anschließend endgültig zurück.
Nach dem Rücktritt:
1996 veröffentlichte er seine Autobiographie Smokin‘ Joe (ISBN 0-02-860847-X). Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich mit seiner Rivalität zu Muhammad Ali, den er, dessen Namenswahl ignorierend, hartnäckig nur Cassius Clay nennt. Clay/Ali hatte Frazier vor ihren gemeinsamen Kämpfen wiederholt provoziert, zum Teil schwer beleidigt. Er bezeichnete Frazier wegen seines angeblich mangelnden Engagements für die schwarze Bürgerrechtsbewegung als „Champion des weißen Mannes“, nannte ihn Onkel Tom und „Gorilla“, verspottete seine Bodenständigkeit und betonte seine (Alis) vermeintliche intellektuelle Überlegenheit. Frazier wehrte sich mit gelegentlich hasserfüllten Aussagen und äußerte sich wiederholt hämisch über Alis schwere Erkrankung, so unter anderem, als Ali 1996 das Olympische Feuer von Atlanta anzündete. Im Jahr 2000 gab es ein überraschendes Treffen zur Versöhnung. Vordergründig ging es darum, den Box-Kampf beider Töchter (Laila Ali und Jacquelyn Frazier-Lyde) zu promoten, der am 8. Juni 2001 in New York stattfand.
Sein Sohn Marvis Frazier und seine Tochter Jackie Frazier-Lyde waren ebenfalls im Boxsport aktiv. Eine zwischenzeitlich gemeinsam mit seinem Sohn geführte Boxschule in Philadelphia wurde 2008 geschlossen.
Joe Frazier wurde dreimal (1967, 1970 und 1971) von der führenden Fachzeitschrift „Ring-Magazine“ zum „Boxer des Jahres“ gekürt. Zudem war er in nicht weniger als vier Kämpfen involviert, die das Attribut „Kampf des Jahres“ verliehen bekamen, zweimal als Sieger (1969: Joe Frazier-Jerry Quarry I; 1971: Joe Frazier-Muhammed Ali I), zweimal als Verlierer (1973: George Foreman-Joe Frazier I; 1975: Muhammed Ali-Joe Frazier III). Diese Auszeichnungen, vor allem aber sein meist spektakulärer, offensiver Kampfstil verschafften ihm eine weit über das aktive Karriereende hinausreichende, anhaltend große Beliebtheit, vor allem in seinem Heimatland, den USA.
Kämpfe:
Die 37 Profi-Kämpfe von Joe Frazier | ||||||
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Resultat | Gegner | Type | Runden/Zeit | Datum | Ort | Bemerkung |
Sieg | Woody Goss | TKO | 1 (6) / 1:42 | 16. August 1965 | Philadelphia | |
Sieg | Mike Bruce | TKO | 3 (6) | 20. September 1965 | Philadelphia | Bruce trat zur vierten Runde nicht mehr an |
Sieg | Ray Staples | KO | 2 (6) | 28. September 1965 | Philadelphia | |
Sieg | Abe Davis | KO | 1 (8) / 2:38 | 11. November 1965 | Philadelphia | |
Sieg | Mel Turnbow | TKO | 1 (8) / 1:41 | 17. Januar 1966 | Philadelphia | |
Sieg | Dick Wipperman | TKO | 5 (8) / 2:58 | 3. April 1966 | New York City | |
Sieg | Charley Polite | TKO | 2 (10) / 0:55 | 4. April 1966 | Philadelphia | |
Sieg | Don Smith | KO | 3 (10) / 1:09 | 28. April 1966 | Pittsburgh | |
Sieg | Chuck Leslie | TKO | 3 (10) / 2:47 | 19. Mai 1966 | Los Angeles | |
Sieg | Al Jones | KO | 1 (10) / 2:33 | 26. Mai 1966 | Los Angeles | |
Sieg | Billy Daniels | TKO | 6 (10) / 3:00 | 25. Juli 1966 | Philadelphia | |
Sieg | Óscar Bonavena | Decision (split) | 10 | 21. September 1966 | New York City | |
Sieg | Eddie Machen | TKO | 10 (10) / 0:22 | 21. November 1966 | Los Angeles | |
Sieg | Doug Jones | KO | 4 (10) / 0:16 | 19. Juli 1967 | Philadelphia | |
Sieg | Jefferson Davis | KO | 5 (10) | 4. November 1967 | Miami Beach | |
Sieg | George Johnson | Decision (unanimous) | 10 | 4. Mai 1967 | Los Angeles | |
Sieg | George Chuvalo | TKO | 1 (10) / 2:33 | 19. Juli 1967 | New York City | |
Sieg | Tony Doyle | TKO | 2 (10) / 1:04 | 17. Oktober 1967 | Philadelphia | |
Sieg | Marion Connor | TKO | 3 (10) / 1:40 | 18. Dezember 1967 | Boston | |
Sieg | Buster Mathis | TKO | 11 (15) / 2:33 | 4. März 1968 | New York City | Weltmeister der New York State Athletic Commission (NYSAC) |
Sieg | Manuel Ramos | TKO | 2 (15) | 24. Juni 1968 | New York City | Titel verteidigt |
Sieg | Óscar Bonavena | Decision (unanimous) | 15 | 10. Dezember 1968 | New York City | Titel verteidigt |
Sieg | Dave Zyglewicz | KO | 1 (15) | 22. April 1969 | Houston | Titel verteidigt |
Sieg | Jerry Quarry | TKO | 7 (15) / 3:00 | 23. Juni 1969 | New York City | Titel verteidigt |
Sieg | Jimmy Ellis | TKO | 5 (15) | 16. Februar 1970 | New York City | Gewinn des WBA-Titels und des vakanten WBC-Titels |
Sieg | Bob Foster | KO | 2 (15) / 0:49 | 18. November 1970 | Detroit | WBA und WBC-Titel verteidigt |
Sieg | Muhammad Ali | Decision (unanimous) | 15 | 3. August 1971 | New York City | Der „Kampf des Jahrhunderts“. WBA und WBC-Titel verteidigt. Erst jetzt allgemeine Akzeptanz als Champion. |
Sieg | Terry Daniels | TKO | 4 (15) | 15. Januar 1972 | New Orleans | WBA und WBC-Titel verteidigt |
Sieg | Ron Stander | TKO | 5 (15) | 25. Mai 1972 | Omaha | WBA und WBC-Titel verteidigt |
Niederlage | George Foreman | TKO | 2 (15) / 2:26 | 22. Januar 1973 | Kingston, Jamaika | WBA und WBC-Titel verloren |
Sieg | Joe Bugner | Decision (unanimous) | 12 | 2. Juli 1973 | London | |
Niederlage | Muhammad Ali | Decision (unanimous) | 12 | 28. Januar 1974 | New York City | Titelkampf der NABF |
Sieg | Jerry Quarry | TKO | 5 (10) | 7. Juni 1974 | New York City | |
Sieg | Jimmy Ellis | TKO | 9 (12) / 0:59 | 3. Februar 1975 | Melbourne | |
Niederlage | Muhammad Ali | TKO | 14 (15) / 0:59 | 1. Oktober 1975 | Quezon City, Philippinen | „The Thrilla in Manila“. Titelkampf der WBA und WBC. |
Niederlage | George Foreman | TKO | 5 (12) / 2:26 | 15. Juni 1976 | Uniondale, New York | Titelkampf der NABF |
Unentschieden | Floyd Cummings | Draw | 10 | 12. März 1981 | Chicago | genaues Resultat war: 46-45 Cummings, 47-47 und 46-46 |