Henry Maske |
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Daten | |
Geburtsname | Henry Maske |
Kampfname | Der Gentleman |
Gewichtsklasse | Halbschwergewicht |
Nationalität | Deutsch |
Geburtstag | 6. Januar 1964 |
Geburtsort | Treuenbrietzen |
Stil | Rechtsauslage |
Größe | 1,90 m |
Kampfstatistik | |
Kämpfe | 32 |
Siege | 31 |
K.-o.-Siege | 11 |
Niederlagen | 1 |
Henry Maske (* 6. Januar 1964 in Treuenbrietzen) ist ein ehemaliger deutscher Boxer, der in den achtziger Jahren als Amateur große Erfolge feierte und anschließend Weltmeister bei den Profis war. Aufgrund seines kultivierten Auftretens in der Öffentlichkeit sowie wegen seines Boxstils bekam er den Spitznamen „Gentleman“ und gelangte deutschlandweit zu großer Popularität. Maske gilt als einer der Mitbegründer des sogenannten Box-Booms, der Anfang der neunziger Jahre diesen Sport erfasste.
Der Rechtsausleger Henry Maske begann seine Karriere in Jüterbog, wo er als Siebenjähriger sein erstes Boxtraining absolvierte. Den Grundstein für seine späteren Erfolge legte er als Amateurboxer in der DDR. Zwischen 1972 und 1978 wurde er von Hans Hörnlein bei der BSG Motor Ludwigsfelde trainiert. Später trainierte Maske beim ASK Vorwärts Frankfurt (Oder) unter der Leitung Manfred Wolkes. Zuletzt war Maske Oberleutnant der Nationalen Volksarmee der DDR.
Bei seinen ersten Weltmeisterschaften 1986 in Reno (USA) errang Henry Maske die Silbermedaille. Er musste sich nur im Finale dem US-Amerikaner Darin Allen beugen, wobei nicht wenige Beobachter von einem durch Heimvorteil beeinflussten Urteil sprachen. 1988 wurde Henry Maske Olympiasieger im Mittelgewicht und schlug dabei im Finale seinen späteren Gegner bei den Profis, den Kanadier Egerton Marcus. Da die Kubaner aus Solidarität mit Nordkorea die Olympischen Spiele in Seoul boykottierten, kam es bei diesem Turnier nicht zum Aufeinandertreffen zwischen Henry Maske und seinem damaligen Angstgegner Angel Espinosa, gegen den er in drei Vergleichen, unter anderem im Weltcup-Finale 1987 und im Finale des Chemiepokals 1988, jedes Mal den Kürzeren gezogen hatte.
Doch bei den Weltmeisterschaften in Moskau ein Jahr später wurde auch diese Hürde genommen. Henry Maske, mittlerweile in das Halbschwergewicht aufgestiegen, besiegte im Finale überlegen den großen Favoriten und Titelverteidiger Pablo Romero aus Kuba und verhinderte damit einen Titel-Hattrick des Kubaners. Bis zu seinem Wechsel ins Profilager im März 1990 galt Henry Maske als das Maß aller Dinge im Halbschwergewicht. Seine Bilanz: 163 Siege in 181 Kämpfen.
Erfolge als Amateur:
- Nationale Meisterschaften: DDR-Meister 1981 (Junioren), 1983, 1985-1988 (Senioren)
- Europameisterschaften: Dritter Platz 1983, Europameister 1985, 1987 und 1989
- Weltmeisterschaften: Zweiter Platz 1986, Weltmeister 1989
- Weltcup: Sieger 1985, Zweiter 1987
- Olympische Spiele: Olympiasieger 1988
Profikarriere:
Ab 1990 kämpfte Maske als Profi im Halbschwergewicht. Seinen ersten Profikampf bestritt er am 9. Mai 1990 in London. Er schlug in Aufbaukämpfen einige bekannte, aber nicht unbedingt gute Gegner wie den Ex-Europameister Tom Collins, Ex-WBA-Titelträger Leslie Stewart, der sechs seiner letzten neun Kämpfe verloren hatte, WBA-Herausforderer Mike Peak und Yawe Davis.
Am 20. März 1993 wurde er durch einen einstimmigen Punktsieg gegen den US-Amerikaner „Prince“ Charles Williams IBF-Weltmeister. Williams war in allen unabhängigen Fachzeitschriften wie dem Ring Magazine die Nummer eins, hatte den Titel mehr als fünf Jahre gehalten, allerdings außer Bobby Czyz auch niemanden von Rang und Namen geschlagen.
Bis Ende 1996 verteidigte Maske seinen Titel zehnmal, darunter gegen die drei ungeschlagenen Pflichtherausforderer Ernesto Magdaleno, Duran Williams und Egerton Marcus sowie gegen Graciano Rocchigiani. Gegen Letzteren, der zuvor zwei Titelkämpfe in der kleineren Gewichtsklasse Supermittelgewicht nicht hatte gewinnen können, bekam Maske beim ersten Aufeinandertreffen im Mai 1995 ungewohnt schwere Probleme, als er sich völlig untypisch durch seine Emotionen zu einem Schlagabtausch hinreißen ließ. Am Ende des Kampfes war Henry Maske schwer angeschlagen. Nur durch einen umstrittenen Punktsieg behielt er seine weiße Weste. Ein halbes Jahr später traten beide Boxer zu dem von vielen gespannt erwarteten Rückkampf an. Hier stellte Maske die alte Rangordnung wieder her, indem er gegen Rocchigiani einstimmig nach Punkten siegte.
Ein weiterer Gegner Maskes, Iran Barkley, hatte in den USA vor allem nach zwei Siegen gegen die Legende Thomas Hearns und Titelgewinnen in drei Gewichtsklassen einen guten Namen, war aber nach seinen schweren vorzeitigen Niederlagen gegen James Toney und Adolpho Washington nicht mehr der Alte, hatte Augenprobleme und wurde in keiner unabhängigen Rangliste mehr unter den Besten geführt, als Maske ihn als Herausforderer akzeptierte. Der Kampf wurde schließlich wegen allzu deutlicher Überlegenheit des Weltmeisters vorzeitig gestoppt.
Maske war als Profiboxer in Deutschland sehr beliebt, nicht zuletzt durch seine besonnene Art inner- und außerhalb des Boxringes. Er reagierte in der Regel auf Verbalattacken seiner Gegner im Vorfeld des Kampfes mit dem Satz, er werde die Antwort im Ring geben. Henry Maskes Kampfstil spiegelte die sogenannte „Frankfurter Schule“ wider, als dessen Begründer der Maske-Trainer und Olympiasieger von 1968 Manfred Wolke gilt. Dieser Kampfstil ist sehr defensiv geprägt nach dem Motto: „Es gewinnt nicht derjenige, der die meisten Treffer landet, sondern derjenige, der die wenigsten Treffer abbekommt.“ Maskes Erfolgsrezept bestand in der Regel darin, seinen Gegnern die Möglichkeit zu verwehren, sich im offenen Schlagabtausch beweisen zu können. Dagegen mussten diese, bedingt durch Maskes unorthodoxen Boxstil, oft völlig überraschend einzelne deutliche Treffer einstecken, lagen zur Hälfte des Kampfes dann oft nach Punkten zurück und suchten deshalb meist verstärkt den Angriff, was einem klassischen Konterboxer wie Maske entgegenkam. Diese „Marschroute“ bescherte Henry Maske den Ruf eines abgeklärten Ringstrategen, der Boxen völlig rational betrieb. Aufgrund der phasenweise recht deutlichen Überlegenheit mehrten sich mit der Zeit kritische Stimmen, die die Klasse einiger Gegner in Frage stellten. Freiwillig verteidigte Maske seinen Titel nur zweimal gegen Weltklassegegner, nämlich im Rückkampf gegen Rocchigiani, der vor dem ersten Kampf zwar nicht als Top 10 angesehen, wegen seiner guten Leistung aber trotz Niederlage hochgestuft wurde, und im verlorenen Vereinigungskampf gegen Virgil Hill.
Kritisiert wurde Henry Maske dafür, dass er gegen viele potentielle Gegner nicht antrat. Auch Dariusz Michalczewski, bei dem die Qualität seiner Gegner ebenfalls häufig bemängelt wurde, stellte er sich trotz mehrmaliger Kontaktversuche nicht. In den USA hielt sich die Popularität von Henry Maske in Grenzen, da seine rationale Art zu boxen für eine großangelegte TV-Vermarktung nicht spektakulär genug war. Außerdem wurde ihm dort nachgesagt, eher gegen schwächere Gegner anzutreten. Seine defensive Kampfesweise wurde oft als Feigheit ausgelegt.
Henry Maske verlor seinen Titel des Verbandes IBF gegen WBA-Titelträger Virgil Hill am 23. November 1996 in einem schwer bewertbaren, unsauberen Kampf nach Punkten. Maske vermutete nach dem Kampf Schiebung seitens der US-Amerikaner: Seine Ankündigung, nach dem Kampf endgültig seine Karriere beenden zu wollen, hätte die Punktrichter dazu veranlasst, den Sieg in diesem ziemlich ausgeglichenen Gefecht letztendlich Hill zuzusprechen.
Henry Maskes Persönlichkeit, Kampfweise und nicht zuletzt der Medienrummel und die Inszenierungen des Senders RTL machten den Boxsport zum deutschen Top-Ereignis und ihn zu einer der Leitfiguren des wiedervereinigten Deutschlands. Bis zu 18 Millionen TV-Zuschauer verfolgten seine WM-Kämpfe vor den Bildschirmen. Die Musiktitel „Conquest of Paradise“ und „Time to Say Goodbye“ verkauften sich insgesamt fast fünf Millionen mal, wobei „Time to Say Goodbye“ Maske gewidmet wurde, als dieser zu seinem letzten Kampf antrat. Bemerkenswert ist, dass beide Lieder sowohl in Deutschland als auch weltweit zunächst keinen nennenswerten Erfolg hatten. Nachdem sie jedoch zu Maskes Kämpfen gespielt wurden, brachen beide Single-Versionen die bestehenden deutschen Verkaufsrekorde.
Comeback:
Henry Maske 2008
Ende Januar 2006 gelang Maskes letztem Gegner Virgil Hill nach einem Wechsel ins Cruisergewicht überraschend ein Comeback. Der 43-Jährige besiegte in Atlantic City den Russen Waleri Brudow über zwölf Runden einstimmig nach Punkten und gewann damit den vakanten „Weltmeistertitel“ der WBA. Dieser Titel ist aber nur untergeordnet; der reguläre WBA-Weltmeister war zu diesem Zeitpunkt weiterhin der WBA-Superweltmeister Jean Marc Mormeck, gegen den Hill bereits zwei Niederlagen einstecken musste. Der neuerliche Sieg seines einstigen Bezwingers wiederum veranlasste Henry Maske dazu, im Juli 2006 in einem Interview sein Comeback für einen einzigen Revanchekampf gegen Hill anzukündigen. Die geplante Rückkehr in den Ring stieß jedoch sowohl bei Box-Experten als auch bei der Allgemeinheit überwiegend auf Unverständnis. Aufgrund der zehnjährigen fehlenden Kampfpraxis sowie seines für einen Leistungssportler hohen Alters von 42 Jahren bezweifelten viele, dass Henry Maske, selbst durch eine gezielte Vorbereitung, in der Lage sein würde, einem erfahrenen Gegner wie Hill in einem Gefecht ernsthaft Paroli bieten zu können. In der Tat bleiben beim Boxen Comebackversuche, auch nach kürzerer Ringabstinenz als bei Maske, häufig erfolglos. Obwohl Maske wiederholt beteuerte, dass die sportliche Wiedergutmachung seiner einzigen Niederlage den Ausschlag für seine Comebackpläne gab, wurde die Ernsthaftigkeit seines Vorhabens immer wieder in Frage gestellt. Die Vorwürfe, mit denen sich Maske konfrontiert sah, unterstellten ihm neben dem Bedürfnis nach öffentlicher Aufmerksamkeit vor allem finanzielle Interessen als Hauptbeweggrund für seine Rückkehr. Daher gab es vereinzelt Befürchtungen, dass bei einem erfolglosen Comeback Maskes Renommee in der Öffentlichkeit irreparablen Schaden nehmen könnte.
Ende August 2006 gab Henry Maske bekannt, dass er sich in New York bei Teddy Atlas, ehemals Trainer von Mike Tyson und Michal Moorer, auf seinen Kampf gegen Hill vorbereiten wolle. Maskes früherer Trainer Manfred Wolke hatte ebenfalls seine Dienste angeboten, erhielt aber von seinem Promoter Wilfried Sauerland keine Freigabe. In Anbetracht des gescheiterten Comebackversuchs von Axel Schulz im November 2006 änderte Sauerland jedoch seine Meinung. Am 18. Dezember teilte Henry Maske mit, dass er sich von Teddy Atlas trennen und wieder bei Wolke trainieren werde. Während seiner Wettkampfvorbereitung absolvierte Henry Maske unter Ausschluss der Öffentlichkeit mehrere Kämpfe gegen aktive Profiboxer. Diese Vergleiche wurden unter Wettkampfbedingungen, das heißt mit Ring- und Punktrichtern, durchgeführt.
Am 31. März 2007 fand in der Olympiahalle München der Kampf gegen Virgil Hill statt. Für den Kampf wurde von beiden Seiten mit 86 kg ein Gewichtslimit vereinbart, welches die zum Zeitpunkt des Hinkampfes 1996 geltende Obergrenze des Cruisergewichts darstellte. Virgil Hill, der seit dem Jahr 2003 im modifizierten Cruisergewicht bis 91 kg gekämpft hatte, musste Gewicht verlieren. Entgegen der im Vorfeld vorherrschenden Meinung – laut einer Forsa-Umfrage glaubten nur 25 Prozent der Zuschauer an einen Sieg des Deutschen – gelang Henry Maske unter Berücksichtigung der Umstände ein beeindruckendes Comeback. In der Anfangsphase sahen die Zuschauer einen relativ ausgeglichenen Kampf. Maske, dem man zumindest äußerlich seine jahrelange Pause nicht anmerkte, gelang es bei fortschreitender Kampfdauer zunehmend, sich gegenüber seinem Gegner leichte Vorteile zu erarbeiten. Als Konsequenz führte Maske bereits zur Mitte des Kampfes relativ deutlich bei allen drei Punktrichtern. In der achten Runde prallten beide Gegner mit den Köpfen zusammen, wobei sich Hill eine Verletzung zuzog. Maske blieb unverletzt und bekam daher regelkonform einen Punktabzug. Trotzdem gewann er den Kampf über zwölf Runden einstimmig nach Punkten (117:110, 116:113, 117:110) und konnte sich damit für seine Niederlage vor über zehn Jahren revanchieren. Insgesamt feierte Henry Maske seinen 31. Sieg im 32. Profikampf. 3748 Tage nach seinem ersten Rücktritt gelang es Maske außerdem, nach einer der längsten Pausen im Boxsport mit einem Sieg zurückzukehren. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung erklärte Maske seinen endgültigen Abschied vom Profiboxen. Durchschnittlich 15,99 Millionen Zuschauer verfolgten den Auftritt des Deutschen im Fernsehen bei RTL. Nach Medienberichten erhielt Hill eine Kampfbörse von etwa 1,2 Millionen Euro, Maske rund 1,5 Millionen Euro.
Liste der Profikämpfe:
Ehrungen:
Henry Maske wurde von deutschen Sportjournalisten zum „Sportler des Jahres 1993“ gewählt. Durch die Leser der Zeitschrift BoxSport wurde er zum „Boxer des Jahres 1995 und 1996“ gewählt und erhielt in den Jahren 1995 und 1996 den „Goldenen Löwen“. 1995 und 2007 erhielt er zudem jeweils einen Bambi. 1997 folgte die Goldene Kamera. 2001 wurde Maske vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau das Bundesverdienstkreuz verliehen. 2008 wurde Maske vom Deutschen Krawatteninstitut (Krefeld), dem Deutschen Institut für Herrenmode und der koelnmesse zum Krawattenmann des Jahres gewählt.
Nach der aktiven Karriere:
Unter dem Motto „Faire Chancen für junge Menschen“ gründete Maske im Juni 1999 den „Henry Maske Fonds“, der sich für benachteiligte Jugendliche unter anderem durch die Einrichtung von Sportanlagen, Internetcafés und Werkstätten engagiert. Unterstützt wird Maske bei diesen Projekten von Prominenten wie dem US-Schauspieler Denzel Washington, der die Preview-Einnahmen seines Films „Hurricane“ in den Fonds einfließen ließ, und der ehemaligen Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin, die mit Maske im November 1999 in Berlin das erste „Henry Maske Festival“ eröffnete. Außerdem betreibt er als Franchisenehmer drei McDonalds-Filialen in Leverkusen und je eine in Bergisch Gladbach und Köln-Dellbrück. Zudem hält Maske Vorträge zum Thema Mitarbeiterführung und Eigenmotivation.
Mitte September 2008 wurde bekannt, dass Maske als Hauptdarsteller in einer Filmbiografie über Max Schmeling (1905–2005) unter der Regie von Uwe Boll mitwirken würde. Maske, der zuvor bereits Statistenrollen in den Fernsehproduktionen Dann kamst du (2003) und Hammer & Hart (2006) bekleidet hatte, nahm für die Rolle des deutschen Schwergewichtsweltmeisters (1930 bis 1932) mehrere Monate Schauspielunterricht. Die Kritiken für den Film, aber auch für die schauspielerische Leistung Maskes fielen jedoch vernichtend aus. Maske wirke hölzern, wie ein Fremdkörper, teilweise unfreiwillig komisch und habe seinem Idol Schmeling letztlich einen Bärendienst erwiesen. Lediglich für die Aufnahmen im Ring, für die Boxprofis wie Yoan Pablo Hernandez und Arthur Abraham gewonnen werden konnten, erhielt Maske einiges Lob.
Quelle / Wikipedia